Gefühle zulassen – Warum Weinen gesund ist
- akhtarnaila96
- 6. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Manchmal wird uns einfach alles zu viel. Kummer breitet sich aus, die Brust wird eng, Tränen steigen auf. Doch anstatt sie fließen zu lassen, schlucken wir sie oft wieder herunter. „Reiß dich zusammen“, sagt eine innere Stimme. „Jetzt bloß nicht schwach wirken.“ Und so verdrängen wir unsere Gefühle – manchmal über Jahre. Doch unser Körper merkt sich alles. Was wir nicht fühlen, zeigt sich irgendwann auf andere Weise: als Erschöpfung, als Spannung, als Schmerz. Gefühle, die keinen Raum bekommen, suchen sich früher oder später ein Ventil.
Dabei ist Weinen etwas zutiefst Menschliches – und Heilsames. Wenn wir weinen, verarbeitet unser Nervensystem Stress. Der Körper reguliert sich, das Herz wird entlastet, die Atmung vertieft sich. Tränen enthalten sogar Stresshormone wie Cortisol – sie sind buchstäblich ein Weg, Belastung loszulassen. Wer sich erlaubt zu weinen, öffnet einen inneren Heilungsweg. Denn Gefühle, die durch uns hindurchfließen dürfen, verhärten sich nicht in uns.
Viele körperliche Beschwerden hängen eng mit unterdrückten Emotionen zusammen. Chronische Verspannungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme oder auch hormonelle Dysbalancen können Ausdruck von seelischem Druck sein. Wenn wir ständig „funktionieren“ müssen und dabei über unsere Gefühle hinweggehen, zahlt der Körper irgendwann den Preis. Er spricht die Sprache, die wir am schwersten ignorieren können: Symptome.
Kummer, den wir nicht zulassen, bleibt nicht einfach verschwunden. Er bindet Energie – Lebensenergie. Die Kraft, die wir brauchen, um klar zu denken, gut zu schlafen, frei zu atmen oder uns zu bewegen, wird unbewusst in das Halten und Kontrollieren dieser Gefühle gesteckt. Deshalb fühlen sich viele Menschen so müde, ausgelaugt oder innerlich leer, obwohl sie „nichts Schlimmes“ erlebt haben. Der Körper weiß es besser. Er trägt, was wir nicht tragen wollten.
Sich die Erlaubnis zu geben, zu weinen, bedeutet, sich selbst ernst zu nehmen. Es heißt: Ich achte auf mein Inneres. Ich nehme meine Bedürfnisse wahr. Ich höre auf, gegen mich zu kämpfen. Und in diesem Moment beginnt etwas zu heilen. Nicht über Nacht – aber Stück für Stück. Denn jede Träne, die ehrlich geweint wird, bringt uns ein Stück näher zu uns selbst. Sie spült nicht nur Kummer hinaus, sondern auch die Scham, das Verhärten, das innere Verlorensein.
Gesundheit beginnt nicht nur mit guter Ernährung oder Bewegung. Sie beginnt damit, uns selbst zu erlauben, ganz Mensch zu sein – mit allem, was wir fühlen. Das Weiche, das Verletzliche, das Unbequeme gehört genauso zu uns wie das Starke. Wer seine Gefühle zulässt, stärkt nicht nur seine Psyche, sondern schenkt auch dem Körper Raum zur Regeneration. Das Nervensystem darf sich beruhigen, Hormone kommen ins Gleichgewicht, das Immunsystem wird stabiler. Das ist gelebte Selbstheilung.
Wenn du also das nächste Mal spürst, dass Tränen aufsteigen, halte sie nicht zurück. Setz dich hin. Atme. Lass es fließen. Nicht weil du schwach bist – sondern weil du auch ein Mensch mit Gefühlen bist.

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