Chronische Krankheiten und die Macht des Mindsets
- akhtarnaila96
- 3. Juni
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Aktualisiert: 6. Juni
Viele Menschen, die an einer chronischen Erkrankung leiden – hören immer wieder denselben Satz: „Damit müssen Sie leben.“ Oft beginnt dann ein jahrelanger Leidensweg zwischen Ärzten, Diagnosen, Nahrungsergänzungsmitteln und Therapieversuchen. Doch was, wenn der wichtigste Schritt zur Heilung gar nicht mit dem Körper beginnt, sondern im Kopf?
Unser Mindset – also unsere innere Haltung, unsere Gedankenwelt – hat eine enorme Kraft. Gedanken sind nicht nur Gedanken. Sie beeinflussen unsere biochemischen Prozesse, unsere Wahrnehmung von Schmerz, unsere Stressreaktion und sogar unsere Fähigkeit zur Regeneration. Wenn der Körper dauerhaft im Überlebensmodus ist – ausgelöst durch Stress, Angst, alte emotionale Muster oder ungelöste Traumata – bleibt keine Energie mehr für Heilung. Das Nervensystem steht auf Alarm. Genau deshalb beginnt wahre Heilung oft nicht mit einem Medikament, sondern mit der bewussten Entscheidung, neue Wege im Denken und Fühlen zu gehen.
Hier kommt der Begriff der Neuroplastizität ins Spiel. Unser Gehirn ist formbar. Es kann sich verändern. Es kann neue neuronale Verbindungen schaffen und alte Muster abbauen – selbst dann, wenn sie über Jahre hinweg tief eingebrannt waren. Dieser Prozess ist wissenschaftlich belegt. Der kanadische Psychiater Dr. Norman Doidge beschreibt in seinem Buch „The Brain That Changes Itself“ eindrucksvoll, wie sich selbst chronische Beschwerden durch gezieltes Training des Nervensystems verbessern können.
Ein modernes Beispiel dafür ist das Gupta-Programm, das speziell für Menschen mit ME/CFS, Long Covid, Reizdarm, Angstzuständen und anderen stressassoziierten Erkrankungen entwickelt wurde. Der Begründer Ashok Gupta litt selbst an CFS und entwickelte ein Trainingssystem, das gezielt das limbische System – insbesondere die Amygdala und die Insula – beruhigen soll. Mithilfe von Meditation, Atemtechniken, Visualisierungen und sogenannten „Stop-Techniken“ lernen Teilnehmer, überaktive Stressreaktionen im Gehirn zu unterbrechen und durch neue, beruhigende Muster zu ersetzen. Studien, etwa veröffentlicht in Nature Scientific Reports, zeigen, dass Teilnehmer des Gupta-Programms bereits nach drei Monaten deutliche Verbesserungen in Energie, Konzentration und Lebensqualität erfahren – im Vergleich zu Kontrollgruppen.
Auch der Neurowissenschaftler Dr. Joe Dispenza greift das Thema auf. In seinen Retreats und Büchern verbindet er Quantenphysik, Meditation und Visualisierung, um Menschen zu zeigen, wie sie sich aus ihren alten, krankheitsbezogenen Gedanken- und Gefühlsschaltkreisen befreien können. Dispenza betont: Wenn wir täglich die gleichen Gedanken denken, erzeugen wir täglich die gleichen Emotionen – und diese halten uns in einem Zustand von Krankheit fest. Indem wir beginnen, neue Gedanken zu denken und diese mit neuen Gefühlen – wie Dankbarkeit, Freude und Hoffnung – zu verbinden, verändern wir unsere Biochemie. EEG-Messungen, Blutwerte und Herzfrequenzvariabilität bei seinen Teilnehmern belegen eindrücklich: Diese Veränderungen sind messbar und wirksam.
Wissenschaftlich gesehen passiert dabei Folgendes: Die Amygdala, unser inneres Alarmsystem, wird durch gezielte Übungen beruhigt. Die HPA-Achse – also die Stressachse zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Nebennieren – wird reguliert. Der Vagusnerv, der für Entspannung, Verdauung und Heilung zuständig ist, wird aktiviert. Stresshormone wie Cortisol sinken, während regenerative Prozesse im Körper beginnen.
Das zeigt: Heilung ist kein Mysterium – sie ist ein neurobiologischer Prozess, der unter den richtigen Bedingungen stattfinden kann. Und diese Bedingungen schaffen wir zu einem großen Teil selbst – durch Gedanken, innere Bilder, Routinen, Achtsamkeit und die Entscheidung, aus dem alten Überlebensmodus auszusteigen.
Wenn man schon lange krank ist, hat man vielleicht Angst, wieder zu hoffen. Man will nicht noch einmal enttäuscht werden. Doch diese Methoden sind keine Wundermittel. Sie basieren nicht auf blindem Glauben, sondern auf neurobiologischen Grundlagen. Hoffnung ist nicht naiv – sie ist ein neurologisches Signal an dein System: Du bist nicht machtlos. Du kannst deinem Körper Sicherheit schenken. Du kannst wieder Teil deines Lebens werden.
Chronische Krankheiten sind tiefgreifend. Aber sie sind nicht immer endgültig. Und sie sind nicht immer rein körperlich. Sie sind häufig ein Ausdruck eines Nervensystems, das zu lange in Anspannung, Unsicherheit oder Erschöpfung war. Der erste Schritt heraus beginnt mit einer inneren Entscheidung: „Ich will heilen. Ich will mich verändern. Ich will mein Nervensystem wieder in Sicherheit bringen...“

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